Dorint-Hotel Halle für vorbildlichen Sprachgebrauch geehrt

Hoteldirektor Dr. Bertram Thieme vom VDS zum Sprachvorbild gekürt  

Dr. Reiner Pogarell, Dr. Bertram Thieme, Arne-Grit Gerold, Prof. Walter Krämer (v.l.n.r.) vor dem Dorint-Hotel Charlottenhof Halle

Am 17. Juni 2015 zeichnete der Verein Deutsche Sprache (VDS) das Dorint-Hotel „Charlottenhof“ in Halle (Saale) für seinen vorbildlichen Umgang mit der deutschen Sprache aus. Die Auszeichnung wurde dem Hoteldirektor Dr. Bertram Thieme vom Vorsitzenden des Sprachvereins, Prof. Dr. Walter Krämer (Universität Dortmund), vom Vorstandsmitglied Dr. Reiner Pogarell (Institut für Betriebslinguistik) und Arne-Grit Gerold, Leiterin der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt, überreicht. Der VDS begründet diese Auszeichnung mit dem Namen „Sprachvorbild“  damit, dass das hallesche Dorint-Hotel im Gegensatz zur branchenüblichen Englischtümelei die lebendige Kultursprache Deutsch in vorbildlicher Weise pflegt und kreativ gebraucht. So gibt es dort keinen „manager on duty“, sondern einen „Chef vom Dienst“. Besonders bemerkenswert findet der Verein die Berücksichtigung des halleschen Dialekts, in dem es sogar eine komplette Selbstdarstellungsbroschüre gibt. 

„Dr. Thieme pflegt entgegen des Zeitgeists mit Verstand, sinnstiftend und achtsam den muttersprachlichen Umgang, sowohl unter der Belegschaft, als auch mit den Gästen. Das gehört zur Hausphilosophie und ist im Hotelwesen besonders bemerkenswert. Gilt es doch, das Gleichgewicht zwischen den Ansprüchen internationaler Gäste und der Sprache des Gastgeberlandes zu finden“, lobte Gerold den Preisträger. Krämer ergänzte: „Auch wenn es für diesen Preis kein Geld gibt, bedeutet er doch für die Ausgezeichneten in der Tat eine große Auszeichnung. Als Statistikprofessor habe ich mal ausgerechnet: Es gibt in Deutschland rund vier Millionen im Registergericht eingetragene Unternehmen. Davon sind in den vergangenen 15 Jahren maximal 40 vom VDS für ihren respektvollen Umgang mit der deutschen Sprache ausgezeichnet worden. Damit bestätige ich Dr. Thieme, dass sein Hotel zu den 0,001 Prozent der sprachfreundlichsten Unternehmen in Deutschland zählt und beglückwünsche ihn zur heutigen Ehrung.“ Da es hierfür nicht ausreiche, die Dinge nur bei ihrem deutschen Namen zu nennen, erläuterte Pogarell: „Dr. Thieme führt sein Hotel mit so viel sprachlicher Aktivität und Kreativität, dass der VDS-Vorstand den Vorschlag der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt aufgegriffen hat und diesen Preis mit großer Freude überreicht. Nicht genug zu loben ist in diesem Zusammenhang die Hotelbroschüre »Dorheeme im Dorint Charlottenhof«, in der die Stadt und das Hotel im halleschen Dialekt vorgestellt werden.“

Pogarell, der aus beruflichen Gründen häufig in Hotels zu Gast ist, erkennt im Sprachgebrauch der Hotelketten eine systematische Abschaffung der deutschen Sprache. Dort gibt es keine Zimmer mehr, keine Zimmerschlüssel, Etagen und Aufzüge – alles wird im deutschsprachigen Raum englisch benannt – bis zur Begrüßung auf dem Bildschirm des Fernsehers: „Welcome Mr. Pogarell“. Das sei eine absolute Brüskierung nicht nur der deutschsprachigen Besucher, sondern beispielsweise auch aller französisch, russisch oder spanisch sprechenden Gäste. Damit würde allen ausländischen Besuchern die Botschaft gesendet, dass sich die Deutschen von ihrer Sprache, ihrer Kultur verabschieden und nur noch kopieren. „Doch hier in Halle geben sich die Menschen besondere Mühe, mit unserer deutschen Sprache das auszudrücken, was man eigentlich sagen will“, begründet Pogarell die Auszeichnung des Hotels. So heißt es in den Leitlinien des Hotels: »Um das Lieblingshotel eines Weltbürgers wie Hans-Dietrich Genscher zu werden, braucht es mehr als nur ein stilvolles Ambiente und Komfort. Dazu bedarf es auch einer Mitarbeiterfamilie, welche mit Herzenswärme und Engagement dem Gast jeden Wunsch von den Augen abliest.« 

„Ich bin ganz gerührt, nicht nur über den Preis, sondern viel mehr über das, was über uns, zu uns und über unser Anliegen in so wunderschöne Worte gefasst wurde“, brachte Thieme bei der Preisverleihung zum Ausdruck. „Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass das Anliegen, das deutsche Kulturgut Sprache bewusster zu pflegen, so ein breites Echo findet. Insofern freut uns sehr, dass wir mit der Aufmerksamkeit, die diese Auszeichnung erfahren hat, auch dem Anliegen des VDS einen großen Dienst erweisen konnten“, fasste Thieme zusammen.

Text und Fotos: Jörg Bönisch