Dr. Holger Klatte erläuterte in Halle (Saale) die Ziele und Arbeitsweisen des VDS
Die nächste Bundesdelegiertenversammlung des Vereins Deutsche Sprache e.V. (VDS) findet vom 3. bis 5. Juni 2011 im Merseburger Ständehaus statt. Mit dieser frohen Kunde überraschte Prof. Dr. Walter Krämer, Vorsitzender des VDS, die Mitglieder der Regionalgruppe 06 zum Tag der deutschen Sprache am 11. September 2010 in Halle (Saale). Da sich zahlreiche sprachgeschichtliche Wurzeln in unserer mitteldeutschen Region befinden, gibt es genügend thematische Anknüpfungspunkte. Stellvertretend seien die Merseburger Zaubersprüche genannt, die als ältestes deutschsprachiges Schriftdenkmal mit heidnischem Inhalt einen unmittelbaren Bezug zum Austragungsort haben.
Zur organisatorischen Vorbereitung traf sich Dr. Holger Klatte, Geschäftsführer des VDS, am Vormittag des 21. Oktober 2010 in Merseburg mit dem Kulturamtsleiter Michael George. Gemeinsam mit Arne-Grit Gerold und Jörg Bönisch von der Regionalgruppe 06 wurden die ersten Überlegungen zur Durchführung der Bundesdelegiertenversammlung im Ständehaus und zum kulturellen Rahmenprogramm angestellt.
Arne-Grit Gerold, Dr. Holger Klatte, Dr. Petra Sitte
Am Abend des 21. Oktober 2010 nutzte Dr. Klatte die Gelegenheit, sich mit Vereinsmitgliedern in Halle (Saale) zu treffen. Der Einladung zur Mitgliederversammlung der Regionalgruppe 06 folgten 20 Vereinsmitglieder und sprachlich Interessierte in den Gasthof »Goldenes Herz«. Unter den Gästen war auch Dr. Petra Sitte (Die Linke), Mitglied im Deutschen Bundestag. Damit ist es der halleschen Regionalgruppe wiederholt gelungen, eine Spitzenpolitikerin für die Arbeit des VDS zu interessieren. Bereits zum Tag der deutschen Sprache kamen der Vizepräsident des Landtages von Sachsen-Anhalt, Dr. Rüdiger Fikentscher (SPD), sowie die Landtagsabgeordneten Bernhard Bönisch (CDU) und Gerry Kley (FDP) zur Vorstellung des Buches »Deutsch lebt! Ein Appell zum Aufwachen« in das Mitteldeutsche Multimediazentrum Halle.
Dr. Klatte informierte über die aktuellen Ziele und Arbeitsweisen des VDS, des mit knapp 33.000 Mitgliedern größten Sprach- und Kulturvereins im deutschsprachigen Raum. Der VDS entstand 1997 zunächst als Protestverein, um den Einfluss der englischen Sprache einzudämmen und Anglizismen zu bekämpfen. Mittlerweile versteht sich der VDS als Interessenvertretung für alle, denen die deutsche Sprache am Herzen liegt. Die Menschen interessieren sich zunehmend für Fragen der deutschen Sprache und Sprachpflege. Bedenklich ist allerdings die Entwicklung, dass sich beispielsweise die deutsche Sprache in den Wissenschaften nicht mehr weiterentwickelt. Es gibt keine neuen Begriffe oder begrifflichen Entsprechungen. Desweiteren hat gute deutschsprachige Populärmusik kaum Chancen im deutschen Hörfunk gesendet zu werden. Da machen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten keine Ausnahme. Die englische Dudelmusik beherrscht den Äther. Und in den Medien findet schnell eine Meldung Gehör, wenn irgendwo in Hintertupfingen in irgendeiner Grundschule der Englischanteil im Unterricht erhöht wird. Unmöglich auch die Wortakrobaten in Werbeagenturen und Pressestellen, die sich größte Mühe geben, Produkte und Sachverhalte so unverständlich wie möglich zu benennen. All das ist Ausdruck eines mangelnden Sprachbewusstseins und mangelnder Sprachpflege.
„Mit dem VDS gibt es eine Sprachgemeinschaft, die der deutschen Sprache wieder zu Ansehen und Wertschätzung verhelfen und das Interesse an Sprachentwicklung wecken will. Es gibt keine weitere Bürgerbewegung, die so engagiert für die deutsche Sprache eintritt. Denn wir sorgen dafür, dass über die deutsche Sprache gesprochen und diskutiert wird“, so Dr. Klatte. Dabei ist der VDS ein Mitmachverein, der von den ehrenamtlichen Aktivitäten der Regionalgruppen lebt. Hier kann mit Veranstaltungen ein Forum für interessierte Menschen geschaffen werden. Dabei distanziert sich der Verein von nationalistischen Gesinnungen und Deutschtümelei. Dem VDS geht es vielmehr um ein geschärftes sprachpolitisches Bewusstsein und um kulturelle Identität. Ein erklärtes Ziel ist es, Deutsch als Amtssprache im Grundgesetz zu verankern. In 17 europäischen Ländern sind die jeweiligen Landessprachen bereits Bestandteil der Verfassung.
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Mitgliederversammlung der Regionalgruppe 06 am 21. Oktober 2010 im Gasthof »Goldenes Herz«: Arnold Jäger, Franz Gabriel Walther, Detlef Minzlaff, Patrick Ulm, Dr. Heinz Böhme, Julia Schinköthe, Reinhard Artus, Renate Brömme, Robert Stephan, Johanna Cieslak, Rosa Malvina Fiorina Engelmann, Wolfgang Müller-Bönisch (im Uhrzeigersinn)
Der Abend diente auch dem persönlichen Kennenlernen und Austausch. So entstand eine rege Diskussion. Klar wurde herausgestellt, dass man sich nur in seiner Muttersprache deutlich ausdrücken kann, um verstanden zu werden (Dr. Günther Holst). Andererseits sei die Verwendung des Englischen nur ein Ausdruck von Unsicherheit und fehlendem Selbstbewusstsein, sich auf Deutsch auszudrücken (Renate Brömme). Die akademische Jugend bewege sich in einem europäischen Bezugsrahmen, habe aber ein deutschsprachiges Bewusstsein. Das Englische ist billig, schlampig und abgegriffen, man suche einen Ausweg aus diesem Dilemma (Patrick Ulm). Andererseits soll sich die deutsche Sprache weiterentwickeln, wobei nicht jeder Begriff leichtfertig in die Alltagssprache übernommen werden darf (Dr. Holger Klatte). Von mehreren Seiten wurde bekräftigt, den eingeschlagenen Weg der Regionalgruppe weiter zu verfolgen. Es müssen verstärkt Anstrengungen unternommen werden, die öffentliche Wahrnehmung des VDS in der Region zu erhöhen.
Dafür wurden Vorschläge für die künftige inhaltliche Ausrichtung der Vereinsarbeit der Regionalgruppe 06 vorgestellt. Grundlage ist eine Fünf-Punkte-Strategie. Diese lehnt sich an die Vereinssatzung und sprachpolitischen Leitlinien an. Ebenso berücksichtigt sie die Leitsätze der kulturellen Identität, welche über die Bekämpfung von Anglizismen hinaus gehen. Diese wurden von Prof. Johannes Heinrichs (Wissenschaftlicher Beirat im VDS) bei der VDS-Bundesdelegiertenversammlung 2010 in Landshut vorgestellt. Wenngleich über dieses Papier auf Wunsch der anwesenden Mitglieder erst bei der nächsten Regionalversammlung abgestimmt werden soll, wurde Übereinkunft erzielt, diese fünf Punkte vorerst als Grundlage für die regionale Vereinsarbeit zu nutzen.
Dazu gehört auch der Aufruf an die Vereinsmitglieder der Regionalgruppe 06, jeweils ein neues Vollmitglied zu werben. Firmen und Institutionen sind besonders willkommen. Seit dem diesjährigen Tag der deutschen Sprache können wir in unserer Regionalgruppe zwölf neue Mitstreiter begrüßen. Wir zählen nun insgesamt 64 Vereinsmitglieder, einschließlich der Familienmitglieder. Das entspricht einem Zuwachs von rund 25 Prozent!