Wie ist es um unsere Muttersprache bestellt? - Der Versuch einer Bestandsaufnahme

Der Verein Deutsche Sprache stellte sich am 22. Mai 2012 im Haus der Demokratie Leipzig vor

Am 22. Mai 2012 trafen sich die benachbarten Regionalgruppen (RG) 04 (Leipzig) und 06/39 (Halle (Saale)/Magdeburg) des Vereins Deutsche Sprache e. V. (VDS) erstmals zu einer gemeinsamen Veranstaltung in Leipzig. Anlass war eine Einladung des Hauses der Demokratie Leipzig, welches im Rahmen seiner regelmäßigen Veranstaltungen den Raum bot, den Verein, seine Struktur, Maßnahmen und Aktionen vorzustellen. Neben den Leitungen der beiden Regionalgruppen und zahlreichen VDS-Mitgliedern erschien als Überraschungsgast Jörg Kapitän von der Regionalgruppe Berlin/Potsdam und Leiter der Arbeitsgruppe „Hauptversammlungen“ im VDS. Er nutzte die Gelegenheit, für sein Ansinnen zu werben und erläuterte die Aufgaben der von ihm geleiteten Arbeitsgruppe, sich auf Hauptversammlungen vor Vorständen und Aktionären für den deutschen Sprachgebrauch einzusetzen.

Angelika Snicinski-Grimm, Leiterin der VDS-Regionalgruppe 04 Leipzig, Claudia Schrader, Haus der Demokratie Leipzig, Arne-Grit Gerold und Jörg Bönisch, VDS-Regionalgruppe 06/39 Halle (Saale)/Magdeburg (v.l.n.r.)

Arne-Grit Gerold (im Bild stehend), ehrenamtliche Leiterin der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt und ihr Vertreter, Jörg Bönisch, versuchten am 22. Mai im Haus der Demokratie Leipzig mit 25 Gästen eine Bestandsaufnahme der aktuellen, teilweise bedenklichen sprachlichen Entwicklungen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Bildung und Medien – also in nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Sie zeigten auf, was der VDS unternimmt, diese mit vielfältigen Aktionen, Preisverleihungen, Veranstaltungen oder Veröffentlichungen zu beeinflussen.

Dabei erläuterten sie die Tätigkeit und Struktur des Vereins, der Deutsch als eigenständige Kultursprache fördert und fordert, dass Deutsch als Kulturgut erhalten sowie als Mittel der Verständigung gepflegt wird. „Unsere Muttersprache verfügt über einen mannigfaltigen Wort-Schatz, den es zu behüten und vor allzu banalen angloamerikanischen Einflüssen wirksam zu schützen gilt. Das Erhalten und gleichzeitig kreative Weiterentwickeln unserer Muttersprache ist das größte und wichtigste nationale Kulturprojekt“, ist Bönisch überzeugt. „Wir sind der festen Meinung, dass es an einer ernsthaften gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit sprachlichen Fragen hapert. Und das, obwohl Sprache eine unersetzliche gesellschaftliche Ressource als Voraussetzung für Demokratie, kulturelle Kommunikation, Integration und Identität ist“, ergänzt Gerold.  

Die aktuelle, zehnte Auflage des von Gerhard H. Junker im IFB Verlag Deutsche Sprache GmbH herausgegebenen Anglizismen-Index enthält rund 7.400 Anglizismen, die in der deutschen Allgemeinsprache belegbar verwendet werden. Damit setzt sich der seit Jahren zu beobachtende Trend der Durchsetzung der deutschen Sprache mit Anglizismen und deutsch-englischem Mischmasch unaufhaltsam fort: Jedes Jahr kommen rund 100 neue Begriffe hinzu. Eine Entwicklung, welcher sich die 35.000 Mitglieder des weltweit größten Sprach- und Kulturvereins, des VDS, widersetzen. „Mit uns gibt es eine Sprachgemeinschaft, die der deutschen Sprache wieder zu Wertschätzung verhelfen und das Interesse an Sprachentwicklung wecken will. Dabei sind wir uns durchaus bewusst, dass Sprache ein Ausdruck der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung ist und Veränderungen unterliegt. Wir weisen aber ausdrücklich darauf hin, dass diese nicht von allein kommen, sondern durch die, die sie gebrauchen“, betont Gerold.


© Text: Jörg Bönisch | Foto: Wolfgang Müller-Bönisch