Aus Anlass des alljährlich am 21. Februar stattfindenden Internationalen Tages der Muttersprache mahnt die Regionalgruppe Sachsen-Anhalt des gemeinnützigen Vereins Deutsche Sprache e. V. (VDS) einen sorgsamen, verantwortungsvollen und selbstbewussten Umgang auch mit unserer Muttersprache und den verschiedenen regionalen Dialekten an. Von den rund 6.000 Sprachen, die heute weltweit gesprochen werden, sind nach Einschätzung der UNESCO die Hälfte vom Verschwinden bedroht, alle zwei Wochen geht eine Sprache verloren. In Deutschland sind aktuell die Regional- und Minderheitensprachen Nordfriesisch und Saterfriesisch ernsthaft gefährdet.
„Dieses Schicksal droht der deutschen Sprache wohl nicht, doch der Wegfall von internationalen Zoll- und Handelsgrenzen sowie die immer weitreichendere politische Regulierung dürfen nicht dazu führen, dass die Nationen ihre sprachliche Eigenständigkeit verlieren. Auch wenn die großen marktbeherrschenden und global agierenden Wirtschaftsmächte, insbesondere aus Übersee bzw. dem englischsprachigen Raum, ein profitables Interesse daran haben, ihre kommerziell auf die Erschließung immer neuer Absatzmärkte ausgerichteten Bestrebungen mit einer Einheitssprache durchzusetzen. Um so auch zwangsläufig über die Sprache deren Kultur und Denkweisen zu transportieren“, erläutert Arne-Grit Gerold, ehrenamtliche Leiterin der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt.
Sprachliche und kulturelle Vielfalt repräsentieren universelle Werte, die Einheit und Zusammenhalt einer Gesellschaft stärken. Der Internationale Tag der Muttersprache wurde 2000 erstmals begangen und erinnert jährlich an die Bedeutung des Kulturgutes Sprache. Er soll die Sprachenvielfalt und den Gebrauch der Muttersprache fördern und das Bewusstsein für sprachliche und kulturelle Traditionen stärken. Deshalb erhebt der VDS die Forderung, das Grundgesetz der Bundesrepublik um einen entsprechenden Passus zu ergänzen – so, wie es in 17 von 27 EU-Mitgliedsstaaten gelebte Normalität ist. In 120 Ländern gibt es sogar Gesetze zum Schutz der Muttersprache gegen fremdsprachliche Einflüsse.
Die Sprache ist das kostbarste Kulturgut, das Medium des Zusammenhalts einer Nation und ihrer Identität. So wird es auch im Schlussbericht der Enquetekommission zur Kultur in Deutschland beschrieben (Bundestagsdrucksache 16/7000): „Mit Sprache treten Menschen in eine Form des kommunikativen Austausches miteinander, wird die demokratische Willensbildung organisiert und artikuliert. Sich in der eigenen Sprache verständigen zu können, ist essenzielle Voraussetzung für die Wahrnehmung zahlreicher Grundrechte, vor allem des Rechts der freien Meinungsäußerung und der Informationsfreiheit.“
Text: Jörg Bönisch | http://www.unesco.de/welttag_muttersprache.html | Abb.: UNESCO