Unsere Muttersprache ist prägendes Merkmal der kulturellen Identität und grundlegende Voraussetzung für die demokratische Teilhabe. So wird es im Schlussbericht der Enquetekommission zur Kultur in Deutschland beschrieben (Bundestagsdrucksache 16/7000, Kapitel 6.5: Erhalt und Förderung der deutschen Sprache): „Mit Sprache treten Menschen in eine Form des kommunikativen Austausches miteinander, wird die demokratische Willensbildung organisiert und artikuliert. Sich in der eigenen Sprache verständigen zu können, ist essenzielle Voraussetzung für die Wahrnehmung zahlreicher Grundrechte, vor allem des Rechts der freien Meinungsäußerung und der Informationsfreiheit.“ Mit dem Beschluss des Deutschen Bundestages „Deutsche Sprache fördern und sichern“ vom 27. Juni dieses Jahres (Bundestagsdrucksache 17/14114) wurden nunmehr die politischen Weichenstellungen getätigt, um der deutschen Sprache die Bedeutung beizumessen, welche ihr als wertvolles und schützenswertes Kulturgut zukommt.
„Das Schwinden von internationalen Zoll- und Handelsgrenzen sowie die immer weitreichendere europaweite politische Regulierung dürfen nicht dazu führen, dass die Nationen ihre sprachliche Eigenständigkeit verlieren. Denn die internationalen, insbesondere angloamerikanischen Einflüsse beeinflussen unseren Sprachgebrauch und führen zu einer Verdrängung deutschsprachiger Begriffe. Darüber hinaus spielen die einheimischen Werbetreibenden eine unrühmliche Rolle, in dem sie mit vermeintlich griffigen oder witzigen Formulierungen sprachlichen Unrat produzieren. Vielfach wurde in Untersuchungen belegt, dass damit die Kunden nicht erreicht werden, da sie die Botschaft oft gar nicht verstehen oder falsch interpretieren“, macht Arne-Grit Gerold, ehrenamtliche Leiterin der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt, deutlich.
Der 26. September ist den europäischen Sprachen gewidmet. Die Europäische Union ist reich an Sprachen: Neben ihren 23 Amtssprachen zählt sie mehr als 60 Sprachgemeinschaften, in denen eine Regional- oder Minderheitensprache gesprochen wird, die es zu erhalten gilt. Ziel des vom Europarat 2001 erstmals ausgerufenen Aktionstages ist es, zur Wertschätzung aller Sprachen und Kulturen beizutragen. So sollen die Mehrsprachigkeit gefördert und das reiche Erbe der europäischen Sprachen bewahrt werden. Denn die Europäische Union ist kein Bundesstaat, sondern die Gemeinschaft von 28 souveränen Staaten. In 17 europäischen Ländern haben eine oder mehrere Muttersprachen selbstverständlichen Verfassungsrang. Auch der Verein Deutsche Sprache erhebt die Forderung, das Grundgesetz der Bundesrepublik um einen entsprechenden Passus zu ergänzen.
Text und Foto: Jörg Bönisch