Den 23. April hat die UNESCO 1995 zum Welttag des Buches und des Urheberrechts ausgerufen. Der Todestag von Shakespeare und Cervantes soll auf die fundamentale Bedeutung des Buches und seine unverzichtbare Rolle insbesondere in der Medien- und Informationsgesellschaft hinweisen.
Bücher sind das kulturelle Gedächtnis der Menschheit, denn sie überliefern Geschichte und Geschichten in Schriftform. Einst in Scriptorien von Mönchen in hoher Kunstfertigkeit von Hand in kleinen Auflagen zu Papier gebracht, entstand mit dem Buchdruck mit beweglichen Lettern eine Massenware und das niedergeschriebene Wissen erfuhr eine weite Verbreitung. Bücher überdauerten die Jahrhunderte, wenn sie nicht der Fäulnis oder dem Feuer zum Opfer fielen.
Im Zeitalter der elektronischen Datenverarbeitung wird dieses Wissen digital gespeichert. Erkenntnisse darüber, wie lange die elektronischen Speichermedien haltbar sind oder ob heutige Datenträger von künftigen Generationen ausgelesen werden können, gibt es nicht. „Insofern hat sich Papier als »Speichermedium« über Jahrhunderte bestens bewährt. Dennoch wurde das Buch schon oft und immer wieder totgesagt. Doch allen Unkenrufen zum Trotz erfreut es sich noch immer ungebrochener Beliebtheit“, ist sich Katharina Niesmann, Mitinhaberin der halleschen Traditionsbuchhandlung Molsberger, sicher. Davon zeugt unter anderem die Leipziger Buchmesse, auf der in diesem Jahr vom 14. bis 17. März rund 168.000 Besucher die Verlagsprodukte von 2.069 Ausstellern in Augenschein nahmen.
Seit 1912 sammelt die Deutsche Nationalbibliothek an den Standorten Leipzig und Frankfurt am Main alle deutschen und deutschsprachigen Publikationen sowie im Ausland erscheinende Germanica und Übersetzungen deutschsprachiger Werke. Die Sammlung wird archiviert, umfassend dokumentiert und bibliografisch verzeichnet. Hier wird nationales Kulturgut verwahrt und in Lesesälen sowie im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nicht nur Studenten und Wissenschaftler, sondern auch Sprach- und Literaturfreunde finden hier einen schier unerschöpflichen Fundus der Schrift- und Buchkunst.
Der Welttag des Buches wurde 1996 in Deutschland erstmals begangen und hat sich als landesweites Lesefest etabliert. Er wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels und der Stiftung Lesen unterstützt. Jedes Jahr beteiligen sich tausende Buchhandlungen mit eigenen Veranstaltungen. Schulen, Bibliotheken und zahlreiche Verlage engagieren sich bundesweit mit Lesungen, Schreibwettbewerben, Diskussionsrunden und anderen Aktionen für den Welttag des Buches und für die Leseförderung.
Im Zusammenhang mit dem schriftstellerischen und journalistischen Wirken stellt sich mit der fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft die Frage nach den Rechten am geistigen Eigentum. „Der urheberfeindliche Mythos von der Gratiskultur, das vermeintliche Ideal, sich fremde Werke kostenlos aneignen zu können, wird den Kreativen kaum die notwendigen angemessenen Honorare und Tantiemen herbeischaffen, die sie zum Überleben brauchen“, unterstreicht Gerhard Pfennig, Sprecher der Initiative Urheberrecht. Denn die schutzwürdigen Rechte an den Werken von Schriftstellern, Autoren, Journalisten liegen – wie bei allen Kultur- und Medienschaffenden – bei den Urhebern, die von ihrer Kreativität ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen.
Text und Foto: Jörg Bönisch