Vom 26. Mai bis 30. Juni 2023 Juni erlebten rund 38.000 Besucher im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle ein einzigartiges „Wortreich“. Das Kulturland Sachsen-Anhalt ist reich an sprach- und literaturgeschichtlichen Bezügen, die dort unterhaltsam und abwechslungsreich vermittelt wurden. Im Mittelpunkt standen Persönlichkeiten und Ereignisse in Sachsen-Anhalt.
Die Tour begann geschichtlich im Mittelalter mit den Merseburger Zaubersprüchen, dem Minnesang sowie dem Sachsenspiegel und führte über die Neuzeit mit Martin Luther, Kardinal Albrecht sowie Paul Gerhardt, NOVALIS und Joseph von Eichendorff zu sprachlichen Entwicklungen der Gegenwart. Weitere Themen waren Mundarten und Dialekte, Sprichwörter und Redewendungen sowie Märchen und Sagen. Aber auch Amtssprache und Behördendeutsch oder Anglizismen und Gendersprache wurden thematisiert. So konnten Sprachentwicklung und Sprachpflege erlebbar gemacht und ebenso das Bewusstsein für unseren sprachlichen Reichtum gefördert werden.
Zahlreiche Ausstellungstafeln informierten über die Sprach- und Literaturgeschichte Sachsen-Anhalts und schlugen den Bogen zu aktuellen sprachlichen Entwicklungen. Auf der Bühne im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle wurde ein musikalisch-literarisches Begleitprogramm mit fast 30 Veranstaltungen präsentiert. Außerdem gab es eine Freiluftbibliothek und lauschige Leseecken, in denen sich die Besucher ausruhen und entspannen konnten. Die Gäste kamen nicht nur aus Halle, sondern aus allen Teilen Deutschlands, aber auch aus aller Welt: England, Frankreich, Holland, Honduras, Italien, Österreich, Polen, Schweiz, Spanien, aus der Türkei und der Ukraine. Ebenso haben Kindergärten und Schulen das „Wortreich“ besucht. Das Gästebuch ist voll mit lobenden Einträgen: „So etwas habe ich bislang noch nie gesehen. Eine Hommage, eine Hymne an die deutsche Sprache, an die Literatur, an die Poesie.“, „So etwas feines rund ums Buch habe ich noch nicht gesehen!“, „Eine phantastische Ausstellung zu einem brandaktuellen Thema: vielgestaltig und tiefsinnig aufbereitet. Prima!!“ oder „Beispielhafte Ausstellung für das Kultusministerium und alle Lehrer!“.
Sachsen-Anhalt ist auf den ersten Blick durch Agrar-, Schwer- und Chemieindustrie gekennzeichnet. Der jahrzehntelange Braunkohleabbau hat geschundene Landschaften hinterlassen. Doch beim genauen Hinsehen entpuppt sich die Region als jahrhundertealte Kulturlandschaft, als ein kultureller Kern Deutschlands. Halle war besonders im 18. Jahrhunderts mit der 1694 gegründeten Universität und den 1698 von August Hermann Francke begründeten Stiftungen, zahlreichen Verlagen und literarisch-dichterischen Kreisen ein bedeutendes geistig-kulturelles Zentrum.
Im „Wortreich“ rückten diese geschichtlichen Zusammenhänge in den Blickpunkt der Besucher. In der Nachbarschaft des Doms zu Halle steht das Renaissancebauwerk „Neue Residenz“. Im Innenhof versteckt sich ein beschaulicher Platz, der täglich von 10 bis 19 Uhr bei freiem Eintritt zum Verweilen und Entspannen inmitten der Stadt einlud. Und das besonders in der Zeit der Händel-Festspiele (26. Mai bis 11. Juni 2023).
Jan Kaltofen, Geschäftsführer des Jobcenters Halle, Steffen Kohlert, Geschäftsführer des Beruflichen Bildungswerks (BBW) Halle-Saalkreis, Ute Friedrich, Bereichskoordinatorin beim BBW, und Jörg Bönisch, Mitglied im Bundesvorstand des Vereins Deutsche Sprache, haben die Themenausstellung zur deutschen Sprache am 26. Mai feierlich eröffnet. Den musikalischen Rahmen gestaltete CANTUS Mitteldeutschland.
Um das Projekt gestalterisch umzusetzen, förderte das Jobcenter Halle (Saale) Arbeitsgelegenheiten beim Beruflichen Bildungswerk Halle-Saalkreis. Kuratiert wurde die Ausstellung von der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt (06/39). Dabei wurden der Verein WortWerkWittenberg und die Neue Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen einbezogen. Die Stiftung Deutsche Sprache unterstützte die Ausstellung finanziell.
Das Faltblatt zum Herunterladen: Faltblatt Wortreich
Text: Jörg Bönisch | Fotos: Jörg Bönisch, Wolfgang Müller-Bönisch (1)