Vorhang auf für Minna von Barnhelm

In diesem Jahr stand eine Komödie auf dem Spielplan des Festspiels der deutschen Sprache

v.l.n.r.: Claudia Michelsen (Minna von Barnhelm), Dietmar Bär (Der Wirt), Harald Schrott (Major von Tellheim)

Am dritten Oktoberwochenende ging das 19. Festspiel der deutschen Sprache mit szenischen Lesungen von Lessings „Minna von Barnhelm“ zu Ende. Claudia Michelsen als Minna von Barnhelm und Harald Schrott als Major von Tellheim wirkten in der Komödie mit. Liederabende, Gesprächsrunden und Filmvorführungen ergänzten die szenischen Lesungen. Zum Abschluss gab das renommierte MDR-Sinfonieorchester mit Werken von Schubert und Haydn ein festliches Konzert. Schirmherr ist der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff: „Die deutsche Sprache steht unter Druck. Wir müssen alle darum kämpfen, dass sie weiterhin so gesprochen wird, wie wir sie kennen.“ Begründet wurde das Festspiel 2006 von unserer Vereinsfreundin Kammersängerin Prof. Edda Moser auf der Heidecksburg in Rudolstadt. Seit 2007 findet es auf Empfehlung von Bundesaußenminister a. D. Hans-Dietrich Genscher († 2016) unter ihrer künstlerischen Leitung in der Goethestadt Bad Lauchstädt statt.

Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“

Nach der spektakulären Premiere im Oktober 2019 war die Neuinszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ in der Weimarer Fassung von 1794 ein weiterer Höhepunkt in den drei Festspielwochen. In diesem Jahr stand die Operninszenierung von Igor Folwill, der auch die historischen Bühnenbilder und die Kostüme der historischen Fassung des Singspiels rekonstruierte, in der von Ilsedore Reinsberg bearbeiteten Textfassung nach Christian August Vulpius, vorerst zum letzten Mal auf dem Spielplan des Goethe-Theaters. 2025 wird die Mozart-Oper „Titus“ in einer Neuinszenierung des Puppentheaters und der Staatskapelle Halle zu erleben sein. Auch diese Oper wird in der historischen Weimarer Textfassung von Vulpius einstudiert. Zuletzt war „Titus“, die Oper, mit der das heutige Goethe-Theater im Juni 1802 eröffnet wurde, 2002 in Bad Lauchstädt zu sehen.

Das Festspiel widmet sich der deutschen Sprache als identitätsstiftende Kulturleistung. Edda Moser: „Wir sind reich, die deutsche Sprache unser Eigen zu nennen. Man braucht Mut, Bildung und Kraft, die Sprache als Hilfe einzusetzen, wenn jedes  andere Mittel versagt.“ In den vergangenen Jahren bezogen sich Inhalte des Festspiels der deutschen Sprache insbesondere auf die Weimarer Klassik und die Theaterliteratur der deutschen Aufklärung. In den nächsten Jahren wird es sich programmatisch wegweisenden, historischen und modernen Übersetzungen fremdsprachiger Dramen und Opern in die deutsche Sprache widmen. Es soll belegt werden, wie Fremdsprachen das deutsche Theater und die deutsche Sprache über Jahrhunderte bereichert haben. So ist die szenische Lesung des Dramas „Der Kaufmann von Venedig“ von William Shakespeare in der deutschen Übersetzung von Schlegel und Tieck geplant.

Text und Fotos: Jörg Bönisch