Kammersängerin und VDS-Mitglied Prof. Edda Moser lud zum fünften Mal zum Festspiel der deutschen Sprache in das historische Goethe-Theater nach Bad Lauchstädt ein. Und sie kamen alle, die mehr oder weniger bekannten Prominenten, wie auch die zahlreichen Gäste und Sprachfreunde. Darunter waren Hans-Dietrich Genscher, Bundesaußenminister a. D., Prof. Wolfgang Böhmer, Sachsen-Anhalts ehemaliger Ministerpräsident, Dr. Monika Zimmermann, dessen ehemalige Regierungssprecherin, Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Schirmherr der Veranstaltung, Regierungssprecher Dr. Franz Kadell sowie MDR-Intendant Prof. Udo Reiter. Die Zuschauer wurden im ausverkauften Haus mit einer szenischen Lesung für sieben Schauspieler „Faust – der Tragödie erster Teil“, in der Fassung des 1949 in Halle an der Saale geborenen Film- und Fernsehregisseurs Michael Knof, bgeistert.
Unter der künstlerischen Leitung von Edda Moser wurde großes Theater geboten und das Publikum dankte es den Schauspielern mit tosendem Applaus. Die Besetzungsliste wartete mit der Crème de la Crème der deutschen Schauspielkunst auf: Als Faust und Mephistopheles brillierten Burghart Klaußner und Ulrich Matthes. Katharina Thalbach überzeugte als Marthe Schwerdtlein, Hexe, Lieschen, die Schöne und die Alte. Pauline Knof schlüpfte in die Rolle der Margarethe. Ernst Jacobi gab den Herrgott und Wagner, Markus Meyer den Schüler und Valentin, Hans Stetter verkörperte Zueignung und Geist. Da die Eintrittskarten bereits Monate vorher ausverkauft waren, wurde die Aufführung, wie bereits im Vorjahr, auf eine große Bildwand vor dem Goethe-Theater übertragen. Feierlich eröffnete Edda Moser das Festspiel mit den Worten: „Hoch verehrter Herr Geheimrat von Goethe, nehmen Sie Platz in Ihrem roten Regiesessel und lassen Sie uns teilhaben an Ihren Gedanken, in der Hoffnung, dass wir diese zu fassen wissen. Das Heimweh nach sich selbst, als man zum ersten Mal den Faust auf harter Schulbank mühselig las, die Neugier des maliziösen Mephisto, des wutschnaubenden Faust, des unternehmungslustigen Gottes erahnend, mag heute neu erwachen und uns auf den Knien unseres Herzens sich Ihnen zu Füßen legen und lauschend das Wunder dieser herrlichen Sprache zu erleben.“
Burghart Klaußner im Interview mit dem MDR-Fernsehen: „Es gibt so unendlich viel interessantes Material in diesem Stück Faust, was ganz unmittelbar mit heutigen Verhältnissen zu tun hat. Oder sagen wir, mit Verhältnissen, wie sie immer waren und wohl immer sein werden. Nämlich mit Liebespein und Liebekummer, mit Forscherdrang und Übermut, mit Selbstmordgedanken und mit Tod, mit Religion und Eigenständigkeit. Und das Tolle an dem Stück, wie ich es jetzt durch dieses Lesen erfahren habe, ist, wie es vorwegnimmt die Industrialisierung, insofern als der Faust sagt, ich muss mit der Natur irgendwie eins werden, ich will die haben.“
Es war ein gelungenes Programm am Vorabend des Tages der deutschen Sprache, der am darauf folgenden Tag bei herrlichstem Spätsommerwetter in Halle auf der Ziegelwiese an der Fontäne begangen wurde.
Text und Fotos: Jörg Bönisch