Deutschlands größter Sprach- und Kulturverein war vom 13. bis 16. Juni zu Gast im thüringischen Rudolstadt. Rund 200 Mitglieder und Delegierte des VDS kamen zu ihrer jährlichen Delegiertenversammlung im Schloss Heidecksburg und in der Friedrich-Schiller-Schule Rudolstadt zusammen.„In Rudolstadt sind wir zu Gast bei Freunden“, sagte der VDS-Vorsitzende Walter Krämer. „Rudolstadt ist nicht nur der Ort, an dem sich Goethe und Schiller zum ersten Mal begegneten, die Stadt selbst ist auch seit 2010 korporatives Mitglied im VDS“, so Krämer.
Thematisch ging es dem VDS in Rudolstadt u. a. um die Stellung des Deutschunterrichts. So hielt Josef Kraus, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, die Festrede zur Eröffnung der Delegiertenversammlung. Weitere Themen waren die Bezüge der Familie von Humboldt zu Rudolstadt und zur deutschen Sprache und die Dialekte und Regionalsprachen in Deutschland. Umrahmt wurde die Tagung von einer Bildungsreise zum Liebhabertheater Schloss Kochberg und einem Seminarangebot der VDS-Akademie.
Arne-Grit Gerold, Leiterin der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt und Bernd Eggeling, Beisitzer, vertraten in Rudolstadt die Interessen als stimmberechtigte Delegierte. Für Jörg Bönisch, der als stellvertretender VDS-Regionalleiter beruflich verhindert war und somit nicht nach Rudolstadt fahren konnte, wurde das Stimmrecht durch den am 27. April bei der Mitgliederversammlung in Köthen gewählten Ersatzdelegierten Robert Stephan wahrgenommen.
Die weltweit 36.000 Mitglieder des VDS setzen sich für die Förderung und Weiterentwicklung der deutschen Sprache ein. Sachsen-Anhalt war 2011 Ausrichter der Mitgliederversammlung in Merseburg.
In seiner großen Europarede auf Schloss Bellevue am 22. Februar hatte Bundespräsident Gauck unter anderem auch eine gemeinsame Sprache, konkret: „ein praktikables Englisch für alle Lebenslagen und Lebensalter“ für alle Europäer mit dem Ziel einer allgemeinen europäischen Verkehrssprache Englisch gefordert. Diesem Ziel haben die Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache e. V. auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz am 16. Juni in Rudolstadt mit Nachdruck widersprochen.
In einem offenen Brief fordern sie Gauck dazu auf, die deutsche Sprache als unverzichtbares Mittel der allgemeinen Verständigung anzuerkennen und ihre wichtige Rolle bei der Gestaltung einer europäischen Öffentlichkeit nicht leichtfertig zu verspielen. Der Erfolg Europas sei untrennbar mit dessen kultureller und sprachlicher Vielfalt verknüpft. Eine alleinige Verkehrssprache Englisch im öffentlichen Raum gefährde dieses Projekt, stifte Unfrieden und drücke nebenbei die deutsche Sprache auf das Niveau eines Feierabenddialekts herab.
„Wir wollen Vielfalt statt Einfalt“, bekräftigte der VDS-Vorsitzende Professor Walter Krämer. „Mit seiner Forderung nach Englisch als verbindlicher Verkehrssprache ist Gauck kein Förderer, sondern möglicherweise sogar ein unabsichtlicher Totengräber der europäischen Idee.“
Die „Rudolstädter Erklärung“ können Sie hier herunterladen: Rudolstädter Erklärung
Quelle: VDS