Am dritten Oktoberwochenende ging das 18. Festspiel der deutschen Sprache mit szenischen Lesungen von Lessings „Minna von Barnhelm“ zu Ende. Claudia Michelsen als Minna von Barnhelm und Harald Schrott als Major von Tellheim wirkten in der Komödie mit. Liederabende, Gesprächsrunden und Filmvorführungen ergänzten die szenischen Lesungen. Zum Abschluss gab das renommierte MDR-Sinfonieorchester mit Werken von Schubert und Haydn ein festliches Konzert. Schirmherr ist der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff: „Die deutsche Sprache steht unter Druck. Wir müssen alle darum kämpfen, dass sie weiterhin so gesprochen wird, wie wir sie kennen.“ Begründet wurde das Festspiel 2006 auf der Heidecksburg in Rudolstadt von unserer Vereinsfreundin Kammersängerin Prof. Edda Moser. Seit 2007 findet es unter ihrer künstlerischen Leitung in der Goethestadt Bad Lauchstädt statt.
Mit einem Vortrag von Dr. Jessica Ammer zum Thema „Leichte Sprache“ startete die vom Verein WortWerkWittenberg (WWW), dem Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA gemeinsam organisierte Veranstaltungsreihe „Redezeit“ im Oktober in das siebte Jahr ihres Bestehens. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
„Leichte Sprache“ ist ein wichtiges Instrument, um Barrierefreiheit und Inklusion zu fördern. Sie bietet Vorteile bei der gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit kognitiven Einschränkungen, geringen Deutschkenntnissen oder Leseschwierigkeiten. Sie basiert auf spezifischen linguistischen Prinzipien mit Regeln für den Satzbau, die Grammatik und den Wortschatz. Prägende Elemente sind einfache Hauptsätze, ohne Neben- oder Schachtelsätze. Außerdem soll auf Fachbegriffe und Fremdwörter komplett verzichtet werden. In diesem Zusammenhang wurde die Frage aufgeworfen, ob die Reduktion von Sprache nicht gleichzeitig eine Reduktion von Teilhabe bedeuten kann, wenn wichtige Nuancen und Inhalte verloren gehen. Anhand ausgewählter Beispiele zeigte Dr. Ammer das Spannungsfeld zwischen Wirksamkeit und Ethik der „Leichten Sprache“ auf: „Zwar kann die ‚Leichte Sprache‘ eine breitere Zugänglichkeit zu Informationen ermöglichen, steht jedoch auch in der Kritik, komplexe Inhalte übermäßig zu vereinfachen und so potenziell neue Ausschlüsse zu schaffen. Auch ist es möglich, dass durch die Reduktion der inhaltlichen Tiefe die beeinträchtigten Nutzer zusätzlich stigmatisiert werden.“
Dr. Jessica Ammer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft. Sie studierte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Latein, Deutsch und Griechisch. 2019 Promotion (summa cum laude) mit der Arbeit: „Von den Ampten – Ciceros ‚De Officiis‘ in der Rezeption des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“.
Prof. Dr. Hans Joachim Solms, emeritierter Professor für Geschichte der deutschen Sprache und Literatur an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und in der zurückliegenden Amtsperiode Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung, berichtete am 8. Juli in der Wittenberger LEUCOREA aus der Arbeit der „maßgebenden Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung“.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Am 13. April 2024 trafen sich 23 VDS-Mitglieder zu einer Führung durch die Forschungsstätte für Frühromantik und das Novalis-Museum im Schloss Oberwiederstedt. Dort wurde der Bergmann, Geologe, Salinentechniker und Jurist Georg Philipp Friedrich von Hardenberg am 2. Mai 1772 geboren. Bekannt wurde er auch als deutscher Dichter der Frühromantik und Philosoph unter dem Namen Novalis. Er starb am 25. März 1801 in Weißenfels. Museumsführer Jan Schneppe gab interessante Einblicke in das Leben und Wirken von Novalis sowie in die bewegte Familiengeschichte der von Hardenbergs.
Zu Ehren des 250-sten Geburtstages Friedrich von Hardenbergs stiftete der Verein Deutsche Sprache eine Novalis-Gedenktafel, die am ehemaligen Assessorenhaus in Bad Dürrenberg angebracht wurde. Dort lebte und arbeitete von Hardenberg in den Jahren 1796 bis 1800 als Assessor (Salinendirektor). Die künstlerische Umsetzung erfolgte durch Heike Lichtenberg. Sie ist eine erfahrene Gestalterin von Emaille-Bildern für architekturbezogene Aufträge wie Wand- und Fassadengestaltungen und lebt als freischaffende Künstlerin in Halle (Saale).
Vor dem Hintergrund des Rechtschreibstreits im Zuge der Orthographischen Konferenz von 1876 befasste sich ein Vortrag von Viktoria Bell bei der „Redezeit“ im April an der Wittenberger LEUCOREA mit dem Einfluss von gesellschaftlichen Faktoren auf die Variation in der Substantivgroßschreibung im 19. Jahrhundert. Dafür wurden historische Patientenbriefe aus einer psychiatrischen Einrichtung – verfasst zwischen 1834 und 1894 – untersucht. Es wurde der Frage nachgegangen, ob Faktoren wie das soziale Geschlecht, der sozioökonomische Status der Schreibenden sowie deren Bildungsgrad und der Formalitätsgrad der Briefe einen Einfluss auf die Variation haben.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Auch in diesem Jahr war der Verein Deutsche Sprache (VDS) bei der Leipziger Buchmesse mit einem Messestand vertreten. Vom 21. bis 24. März stellte er gemeinsam mit dem IFB-Verlag Deutsche Sprache (Paderborn) neue Bücher vor, begrüßte Autoren an seinem Stand und freute sich über zahlreiche Besucher. „Die Leipziger Buchmesse war auch in diesem Jahr ein perfekter Treffpunkt für alle, die Spaß am Lesen haben und sich mit sprachlichen Themen auseinandersetzen wollten“, sagt Beate Meckert, Organisatorin des VDS-Messestandes. Interessierte Besucher konnten dort auch die Arbeit des VDS kennenlernen. „Wir hatten nicht nur das Thema Gendern im Gepäck, das viele Menschen umtreibt“, so Geschäftsführer Dr. Holger Klatte, „wir stellten den Süttember vor, unseren Aktionsmonat der alten Schriften, und viele andere Projekte, wie die Vernetzung mit Deutschlehrern und -lernern im Ausland.“ Am Stand mitgeholfen haben auch mehrere Vertreter der VDS-Jugendorganisation „Junger VDS“. 283.000 Besucher (2023: 274.000 Besucher), die aus ganz Deutschland und der Welt nach Leipzig gekommen sind, zeigten mit ihrem großen Interesse, welchen Stellenwert Literatur hat.
Im Begleitprogramm „Leipzig liest“ lasen die Autoren des „Leipziger Skizzenbuches“, Michael Augustin, Ralph Grüneberger und Manfred Klenk, im Schillerhaus Leipzig-Gedichte, die in Verbindung zu den Skizzen des ehemaligen Leipziger Dezernenten für Stadtentwicklung Niels Gormsen stehen. Musikalische Intermezzi bot das Gitarrenduo „Side by Saite“ mit Andreas Hudl und Matthias Brückner aus Leipzig. Jörg Bönisch, Mitglied im Bundesvorstand des VDS, überbrachte das Grußwort des VDS und betonte: „Dichtung - Poesie - Lyrik und Sprache passen wunderbar zusammen. Mit dem 1999 von der UNESCO ausgerufenen Welttag der Poesie am 21. März bettet sich die Veranstaltung wunderbar thematisch ein.“ Mit diesem Aktionstag soll gezeigt werden, dass die Poesie auch im Zeitalter der neuen Informationstechnologien einen wichtigen Platz im kulturellen und gesellschaftlichen Leben einnehmen kann. Der Welttag der Poesie bietet Anlass, mündliche Traditionen des Gedichtvortragens wiederzubeleben und die Annäherung an Poesie mit anderen Künsten - wie Malerei - zu fördern.
Diese Lesung wurde gemeinsam vom Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, dem VDS und der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik veranstaltet.
Am 16. März 2024 trafen sich 28 Vereinsmitglieder zur Mitgliederversammlung der VDS-Regionalgruppe Sachsen-Anhalt im Kulturzentrum Sternwarte Quedlinburg. Anlass für die Wahl Quedlinburgs als Ort für das Vereinstreffen gab der 300-ste Geburtstag des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803), dessen Geburtshaus sich in der Welterbestadt befindet. So schloss sich an die Mitgliederversammlung eine Führung durch das Klopstockmuseum an. Museumspädagogin Doreen Klinger gab interessante Einblicke in das Leben und Wirken des lyrischen Dichters.
Jacob und Wilhelm Grimm haben ab 1838 den größten Teil ihres Wissenschaftlerlebens dem Deutschen Wörterbuch gewidmet. Es ist bis heute das umfangreichste Werk zur deutschen Sprache, das Marcel Reich-Ranicki „das allerwichtigste Buch in deutscher Sprache“ nannte. Die deutsche Literatur setzt über tausend Jahre vorher mit einer Art Wörterbuch ein.
Von der Arbeit karolingischer Glossatoren über die Klassiker der Lexikographie bis hin zu den digitalen Möglichkeiten des Internets erläuterte Michael Solf, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums für digitale Lexikographie der deutschen Sprache, wichtige Stationen des Abenteuers Wörterbuch.
Bei der „Redezeit“ handelt es sich um eine Vortragsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.