Vom 26. Mai bis 30. Juni 2023 Juni können Besucher des Innenhofs der Neuen Residenz zu Halle ein einzigartiges „Wortreich“ erleben. Das Kulturland Sachsen-Anhalt ist reich an sprach- und literaturgeschichtlichen Bezügen, die dort unterhaltsam und abwechslungsreich vermittelt werden. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.
Die Tour beginnt geschichtlich im Mittelalter mit den Merseburger Zaubersprüchen, dem Minnesang sowie dem Sachsenspiegel und führt über die Neuzeit mit Martin Luther, Kardinal Albrecht sowie Paul Gerhardt und Joseph von Eichendorff zu sprachlichen Entwicklungen der Gegenwart. Weitere Themen sind Mundarten und Dialekte, Sprichwörter und Redewendungen sowie Märchen und Sagen. Aber auch Amtssprache und Behördendeutsch oder Anglizismen und Gendersprache werden thematisiert.
Auf der Bühne im Innenhof der Neuen Residenz zu Halle wird während der Ausstellungsdauer ein musikalisch-literarisches Begleitprogramm präsentiert.
Messetrubel in Leipzig
Vier Tage voller anregender Gespräche und neuer Kontakte – die Leipziger Buchmesse war für den Verein Deutsche Sprache (VDS) und den IFB-Verlag Deutsche Sprache ein voller Erfolg. Regelmäßig bildeten sich große Menschentrauben vor dem Gemeinschaftsstand in Halle 4. „Wir freuen uns vor allem über die vielen jungen Leute, teils noch Schüler, die anhielten und uns in unserem Eintreten gegen die Gendersprache bestätigten“, sagte Jörg Bönisch, Mitglied des VDS-Vorstands, der die Tage in Leipzig begleitet hat. Konnten 2019, der letzten Buchmesse vor der Pandemie, 286.000 Besucher gezählt werden, kamen vom 27. bis 30. April 2023 insgesamt 274.000 Besucher zum „Bücherfrühling“ nach Leipzig.
Liewer der grote Hund in Dörpe wie der kleine in de Stadt • Sprichwörter im Mittelelbischen Wörterbuch
Bekannt sind Sprichwörter vor allem in ihrer hochsprachlichen Form. Im Vortrag zeigte der Germanist Dr. Ulrich Wenner auf, dass sie in mundartlicher Ausprägung im Alltagsleben der Menschen eine große Rolle spiel(t)en. Dabei nahm er besonders die vielfältigen Themen und der Variantenreichtum in den Blick. Grundlage bildeten Artikel aus dem Mittelelbischen Wörterbuch, eines großlandschaftlichen Dialektwörterbuchs für die nördlichen zwei Drittel von Sachsen-Anhalt, dessen Bearbeiter der Referent Dr. Ulrich Wenner ist.
Die »Redezeit« ist eine Vortrags- und Diskussionsreihe des Vereins WortWerkWittenberg e. V., des Instituts für deutsche Sprache und Kultur e. V. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Stiftung LEUCOREA. Die nächste »Redezeit« findet am 10. Juli 2023 um 18 Uhr in der Wittenberger Leucorea statt. Jörg Bönisch, Mitglied im Bundesvorstand des Vereins Deutsche Sprache (VDS), referiert zum Thema Gendersprache.
Am 11. März 2023 trafen sich in Halle (Saale) 45 VDS-Mitglieder und Gäste zur Mitgliederversammlung der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt. Wichtigster Tagesordnungspunkt war die Diskussion und Abstimmung über die Organisation einer Volksinitiative „Schluss mit Gendersprache in Verwaltung und Bildung in Sachsen-Anhalt“ nach dem Hamburger Vorbild. Auch in Sachsen-Anhalt sollen die Bürger in Ausübung direkter Demokratie über die Sprache in Verwaltungen, Behörden und Schulen entscheiden. Die Volksinitiative setzt sich für den Gebrauch des Standardhochdeutschen in der öffentlichen Kommunikation ein.
Die Teilnehmer der Mitgliederversammlung kamen einhellig zu dem Ergebnis, der Mehrheit der Sprachgemeinschaft und der durch die Gendersprache benachteiligten Personengruppen (Menschen mit Leseschwäche, Seh- oder Hörbehinderung und Nichtmuttersprachler) mit dieser Aktion eine Stimme zu geben. Ein achtköpfiges Gremium wird im zweiten Halbjahr dieses Jahres mit den Vorbereitungen zur Durchführung einer Volksinitiative nach den gesetzlichen Vorgaben des Landes Sachsen-Anhalt beginnen. Fragen und Anregungen richten Sie bitte schriftlich an: volksinitiative@vds-ev-sachsen-anhalt.de.
Nach zweijähriger pandemiebedingter Unterbrechung fand am 9. Januar 2023 die Reihe »Redezeit« ihre Fortsetzung. Vor rund 30 Gästen referierte die evangelische Theologin und Geschäftsführerin der Stiftung LEUCOREA, Dr. Marianne Schröter, über »Deutsch als Wissenschaftssprache. Christian Thomasius und die Universität Halle«. Unter den Besuchern weilte auch Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff mit seiner Gattin Gabriele. In der anschließenden Diskussion stellte sich schnell heraus, das Deutsch als Wissenschaftssprache heutzutage wiederum an Bedeutung verliert und selbst in den Geisteswissenschaften durch Englisch ersetzt wird. Breiten Raum nahm ebenso die sogenannte Gendersprache ein, deren Verbreitung auch vom Ministerpräsidenten nur mit verständnislosem Kopfschütteln quittiert wurde.
Die »Redezeit« gibt es seit 2018 und wird von der Stiftung LEUCOREA gemeinsam mit dem Verein WortWerkWittenberg e. V. und dem Institut für deutsche Sprache und Kultur angeboten. Vierteljährlich werden interessante sprachliche und sprachpolitische Themen von einem Referenten vorgestellt, um anschließend darüber zu diskutieren.
Fulminanter Höhepunkt beim Festspiel der deutschen Sprache
Mit einer musikalischen Matinée eröffnete VDS-Mitglied Prof. Edda Moser am 2. Oktober 2022 im Historischen Kursaal der Goethe-Stadt Bad Lauchstädt das diesjährige Festspiel der deutschen Sprache. Die szenischen Lesungen von Schillers Dramentrilogie „Wallenstein“ waren Ende Oktober sowohl der diesjährige Höhepunkt, aber auch neben der 2019 inszenierten „Zauberflöte“ das künstlerisch bedeutendste und sicher auch aufwändigste Projekt in der 16-jährigen Bad Lauchstädter Festspielgeschichte. Entsprechend prominent fiel die Besetzung des personenreichen Dramas aus. Am 31. Oktober fiel der Vorhang für die diesjährige Ausgabe des Festspiels der deutschen Sprache.
Von Edda Moser 2006 in Rudolstadt auf der Heidecksburg gegründet, öffnete sich nun zum 16-ten Mal im 220 Jahre alten, nunmehr komplett sanierten Goethe-Theater für die Größen der deutschen Schauspielkunst der Vorhang. Auch die bei den Zuschauern außerordentlich beliebte „Zauberflöte“ stand in diesem Jahr wieder auf dem Spielplan. Ein Festkonzert mit dem renommierten MDR-Sinfonieorchester unter der Leitung von Jonathan Heyward gehörte genauso zum Festspielprogramm wie ein literarisch-philosophisches Gespräch, ein großer Chorabend, ein Liederabend mit deutschen Balladen und das lyrische Drama „Der Tor und der Tod“ (Hugo von Hoffmannsthal) sowie die Lesung der Novelle „Schwere Stunde“ von Thomas Mann zur Entstehung der Wallenstein-Trilogie.
Zu Ehren des 250-sten Geburtstages Friedrich von Hardenbergs enthüllten Christoph Schulze, Bürgermeister der Solestadt Bad Dürrenberg und langjähriges VDS-Mitglied, sowie Arne-Grit Gerold, Leiterin der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt des Vereins Deutsche Sprache (VDS), am 17. September 2022 am ehemaligen Assessorenhaus eine Gedenktafel. Heute beherbergt es den städtischen Kindergarten „Am Kurpark“ im Bischofsweg. Den würdigen Rahmen bot das diesjährige Sole-Schacht-Fest, da der Bergmann und Salinentechniker von Hardenberg in den Jahren 1796 bis 1800 als Assessor (Salinendirektor) zeitweise in Bad Dürrenberg lebte und arbeitete. Bekannt wurde er aber auch als Schriftsteller, Philosoph und Romantiker unter dem Namen NOVALIS.
Die Gedenktafel stiftete der VDS, mit seinen rund 37.000 Mitgliedern der größte Kulturverein Deutschlands, der sich für die Pflege sowie die Entwicklung der deutschen Sprache aber auch für ein ausgeprägtes Sprachbewusstsein einsetzt. Die künstlerische Umsetzung erfolgte durch Heike Lichtenberg. Sie ist eine erfahrene Gestalterin von Emaille-Bildern für architekturbezogene Aufträge wie Wand- und Fassadengestaltungen und lebt als freischaffende Künstlerin in Halle (Saale).
Deutsche Sprachtage in Lutherstadt Wittenberg
In diesem Jahr war die Regionalgruppe Sachsen-Anhalt nach Merseburg (2011), Lutherstadt Wittenberg (2015) und Halle an der Saale (2019) zum vierten Mal Gastgeber für die Deutschen Sprachtage mit Bundesdelegiertenversammlung. Sie standen ganz im Zeichen der 500-jährigen Übersetzung des Neuen Testaments durch Martin Luther, welches 1522 in Wittenberg gedruckt wurde und als Septembertestament in die Geschichte einging. Die Sprachfreunde, Vereinsmitglieder und Delegierten aus dem deutschsprachigen Raum trafen sich vom 8. bis 10. September 2022 in Lutherstadt Wittenberg. Es kamen aber auch ausländische Gäste, u. a. aus Burkina Faso, Dänemark, Togo, der Tschechischen Republik und der Ukraine.
Auf dem Programm stand am 8. September eine Bildungsreise in die Bauhausstadt Dessau-Roßlau, in das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und in die Geburtsstadt Paul Gerhardts nach Gräfenhainichen. Bei Stadtführungen und Vorträgen konnten sich die Gäste der Deutschen Sprachtage am 9. September mit der Geschichte Wittenbergs und Martin Luthers vertraut machen. Nachmittags hatten die VDS-Mitglieder in Arbeitsgruppen die Möglichkeit, ihre Kenntnisse über sprachliche und sprachpolitische Themen zu vertiefen und Erfahrungen auszutauschen. Abends fand im Wittenberger Stadthaus die feierliche Eröffnung statt. Dort wurde am 10. September auch die satzungsgemäße Delegiertenversammlung abgehalten, auf der das Plenum den Vorstand neu- bzw. wiederwählte. Jörg Bönisch, stellvertretender Leiter der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt und seit 2015 Mitglied im VDS-Bundesvorstand, wurde mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt.
Festveranstaltung 150 Jahre Schleizer DUDEN
Im September 1872 erschien im Verlag B. G. Teubner in Leipzig „Die deutsche Rechtschreibung. Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichnis mit etymologischen Angaben. Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete.“ Herausgegeben wurde dieses rund 170 Seiten und knapp 6.000 Stichwörter umfassende Rechtschreibwörterbuch von Dr. Konrad Duden, von 1869 bis 1876 Direktor des Rutheneums zu Schleiz, dem Gymnasium in der Sommerresidenz des Fürstentums Reuß jüngere Linie. Dieses Büchlein ging als „Schleizer DUDEN“ in die Geschichte ein. Es beeinflusste die Debatte um die Rechtschreibung im deutschen Kaiserreich sowie im gesamten deutschsprachigen Raum maßgeblich. Duden schuf damit die Grundlage für die Erfolgsgeschichte der DUDEN-Wörterbücher.
Am 3. September wurde dieses Jubiläum mit einer Festveranstaltung in der Schleizer Wisentahalle gewürdigt. Schirmherr war Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow. Mit der Festrednerin Dr. Jessica Ammer schloss sich wiederum der Kreis zu Duden: Ammer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. An dieser Uni studierte Duden ab 1846 vier Semester. Nach mehreren Jahren als Hauslehrer legte er dort 1854 sein Staatsexamen ab. Ein weiterer Programmhöhepunkt war das von der Ballettschule „La Ballerina“ in Göttengrün eigens choreografierte „Duden-Ballett“. Der Chor „VocHallensis“ bot mit a capella vorgetragenen deutschen Volksliedern den musikalischen Rahmen.